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Auf Spurensuche: Maria Callas und die Peloponnes

Autorenbild: Lilly Nielitz-HartLilly Nielitz-Hart

Nordlich von Kalamata, der Hauptstadt der Region Messenien auf der Peloponnes, liegt mitten in der Landschaft das kleine Örtchen Neochori. Was man hier nicht vermuten würde, sind die Wurzeln der griechischen Operndiva Maria Callas.


Das Wandgemälde basiert auf einem Foto der Diva aus dem Jahr 1953
Wandgemälde in Neochori basierend auf einem Porträt der Callas des Fotografen Cecil Beaton.

Gerade läuft in deutschen Kinos der Film "Maria" von Pablo Larraín an, in dem Angelina Jolie die Opernsängerin Maria Callas verkörpert. Er portraitiert die Sängerin in der Zeit unmittelbar vor ihrem Tod in Paris im Jahr 1977. Obwohl die Filmaufnahmen hauptsächlich in Paris stattfanden, wurden auch einige Szenen auf der Peloponnes aufgenommen.

Um sich auf die Spurensuche nach der Callas zu begeben, muss man sich in die südliche Region Messenien begeben, genauer gesagt in das nordöstlich von Kalamata liegende Gebiet.

Das 210-Einwohner-starke Örtchen Neochori gehört zum Verwaltungsbezirk von Meligalas und man passiert es auf der Landstraße von Meligalas hin zur Archäologischen Ausgrabungsstätte des Antiken Messene. Wenn man ohnehin dorthin unterwegs ist, lohnt sich der Abstecher also auf jeden Fall. Bereits in Meligalas passiert man ein Wandgemälde mit der Callas an der Philharmonie der Gemeine Ichalia (Filarmoniki Dimoy Oichalias).



Mitten in der einsamen Landschaft von Messenien trifft man auf die Spuren von Maria Callas
Porträt der Callas an der Wand der Philharmonie der Gemeinde Ichalias

In der Ortsmitte von Neochori An einer großen Kreuzung kann man ein blaues Straßenschild kaum übersehen, dort weist ein Richtungspfeil zu "Maria Kallas Father's House", - also dem Haus des Vaters der Operndiva, George Kalogeropoulos. An der Kreuzung befindet sich auch eine kleine Taverne mit einem weiteren Schild, das angibt "Maria Callas 50 Meter".



In der Ortsmitte von Neochori wirbt man mit "Maria Callas"
Taverna Thodoris Koutsoukos in Neochori mit einem Hinweisschild auf "Maria Callas"

Läuft man in Richtung des Pfeils zum Haus der Familie findet man jedoch keinen weiteren Hinweise auf das Haus. Links erspäht man zumindest ein Wandgemälde mit einem Porträt der Callas. Es basiert auf einem gut bekannten Foto der Diva von Cecil Beaton aus dem Jahr 1956, auf dem sie die Haare in einem strengen Dutt zurückgebunden hat und den Kopf in den Händen hält (s.o.). Folgt man dem Sträßchen weiter, passiert man ein paar kleinere Gebäude, eine Art Baustelle mit einem fast komplett verfallenen Haus und am Ende der Straße der Peter und Paul Kirche. Welches Gebäude könnte wohl das Callas Familienhaus sein?



Hier irgendwo muss der Vater von Maria Callas, George Kalogeropoulos, gelebt haben.
Könnte dies das alte Callas Familienhaus sein?

Jahrelang unbeachtet, wurde das Haus der Familie Kalerogovon dem griechischen Regisseur Babis Tsokas wiederentdeckt, der in der Gegend einen Dokumentarfilm über den Archäologen Petros Themelis drehte. Tsokas war schockiert, dass das Haus, das mit einer so bekannten griechischen Persönlichkeit in Verbindung stand, so verfallen war und regte eine Diskussion über das Thema an. Er nahm dies außerdem zum Anlass, einen Dokumentar-Film über die Diva zu drehen. "Our own Maria Callas" entstand im Jahr 2017, mit der griechischen Schauspielerin Myrto Kamvisidi in der Hauptrolle.

Inzwischen soll das ehemalige Heim von George Kalogeropoulos von der Regionalverwaltung erworben worden sein. Es soll wiederaufgebaut und in ein Museum umgewandelt werden, was aber bislang nicht geschehen ist. Zwischen 1937 und 1945 soll die Callas den Geburtsort ihres Vaters in Neochori besucht haben, es gibt aber keine genauen Belege dafür.



Neochori - ein idyllisches Örtchen in Messenien
Neochori ist ein idyllisch gelegenes Örtchen auf dem Weg von Meligalas hin zum Antiken Messene

Die Familie Kalogeropoulos ("Callas")


Maria Callas' Vater George Kalogeropoulos wurde im Jahr 1871 in Neochori geboren und lebte dort später mit seiner Frau Evangelia Litsa Dimitriadis. Als seine Frau mit Maria schwanger war, wanderten beide zusammen mit Marias älterer Schwester Yakinthi (Jackie) in die USA aus. Marias älterer Bruder Vassilis, geboren 1920, war bereits im Alter von zwei Jahren verstorben, - ein Schicksalsschlag, den die Eltern nie verkrafteten. Ihre zweite Tochter Anna Maria Sofia Cecilia Kalogeropoulou wurde am 2. Dezember 1923 in Washington Heights, einem Stadtteil nahe Manhattan, geboren. Der Nachname auf ihrer Geburtsurkunde lautete " Kalos", denn nachdem der Vater in New York eine Apotheke eröffnet hatte, hatte er den Familiennahmen zunächst auf "Kalos" und später dann "Callas" abgeändert.



Das Örtchen Neochori gehört zur Verwaltung von Meligalas in der Gemeinde Ichalia.
Von Meligalas führt eine Straße hin zum Antiken Messene.

Nachdem die Ehe der Eltern gescheitert war, kehrte Marias Mutter 1937 mit ihren beiden Töchtern nach Griechenland zurück. Maria war damals 13 Jahre alt und ein pummeliger Teenager. Da die Mutter Marias Gesangsbegabung erkannt hatte, erwirkte sie für sie ein Musikstudium am Athener Konservatorium. Bereits mit 15 Jahren stand Maria zum ersten Mal auf der Bühne. Danach ließ ihre Mutter sie bei der Sopranistin Elvira de Hidalgo vorsingen, die das Potential ihrer Stimme erkannte und sie trainierte. In der Zeit während des Zweiten Weltkriegs trat Callas in der Griechischen Nationaloper in Athen auf, damit verdiente sie Geld, um Mutter und Schwester zu versorgen.


1945 kehrte Maria Callas zu ihrem Vater in die USA zurück, wo sie sich bessere berufliche Chancen versprach. Letztlich führte sie dieser Weg jedoch nach Italien, nachdem der talienische Tenor Giovanni Zenatello auf sie aufmerksam geworden war. Sie bekam ein Engagement in Verona und trat 1949 in La Fenice in Venedig auf. Bereits ab 1950 sang sie an der Mailänder Oper La Scala und wurde dort Primadonna. Hier wurde 1953  die"Tosca" aufgenommen, die bis heute zu einer ihrer bekanntesten Tonaufnahmen zählt. Bis heute ist sie vor allem dafür bekannt, dass sie die Arien mit Emotionen wiedergab und damit auch ihre eigene Interpretation einbrachte.


In Italien hatte die Callas ihren Mann Giovanni Battista Meneghini kennengelerent, den sie 1949 heiratete und der ihr Manager wurde. Zu Beginn ihrer Karriere hatte die Callas die Rolle der Madame Butterfly abgelehnt, weil sie sich zu dick dafür fühlte. Vielleicht aus falschem Ehrgeiz hungerte sie sich 35 Kilo ab und unterwarf sich danach ständigen Diäten. Schon mit 33 begann ihre Stimme jeeoch darunter zu leiden.

1959 verliess sie ihren Mann und begann eine siebenjährige Affäre mit dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis, die von Leidenschaft und Leid geprägt war. Callas Opernkarriere litt, die Stimme brach ihr davon, 1965 trat sie zum letzten Mal als Tosca auf und liess sich in Paris nieder, wo sie am 16. September 1977 verstarb.



Auch in Kalamata gibt es Erinnerungen an Maria Callas in der örtlichen Musikschule
Der Jachthafen von Kalamata - unweit von hier gibt es in der Musikschule "Maria Callas" eine Ausstellung über die Diva

Einen Abstecher wert ist die Musikschule "Maria Callas" in Kalamata, nahe der Uferpromenade. Dorthin gelangt man, wenn man von der Hafenstraße Navarinou in die nach Norden führende Georgiou Karelia abbiegt.

Dort gibt es eine kleine Ausstellung die an eine der bekanntesten Operndivas des 20. Jh. - Maria Callas (1923-1977) erinnert. Man erfährt etwas über einzelne Aspekte ihres Lebens, und sieht auch persönliche Briefe an ihren Vater sowie an bekannte Persönlichkeiten.


Read More: Mehr Informationen über die Region Messenien, aus der die Familie Callas stammte, gibt in unserem Buch "Peloponnes".


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